Ich habe es gekauft. Das Buch, das mindestens drei Preise gewonnen hat, und das von einem Menschen geschrieben wurde. Nicht von einer Frau und nicht von einem Mann. Unsere Sprache kennt die Personalpronomen sie, er, es. Kim de l’Horizon, der Mensch, der dieses Buch geschrieben hat und weder Mann noch Frau ist, ist aber auch kein es. Das sagt Mensch ausdrücklich auf Seite 17, rechts unten in Blutbuch. Wäre Mensch ein es, wäre er ein Neutrum, gleichgestellt mit einem Gegenstand. Das ist abwertend für einen Menschen. Und doch wird es seit Jahren immer wieder verwendet. Bei Mädchen, bei Frauen: «S’Meieli isch gar es nätts», zum Beispiel. Viele Väter oder Ehemänner älteren Datums sprechen von ihren Töchtern und Ehefrauen als ihrem «es». Was zwar lieb und gar zärtlich gemeint ist, ist einfach nur patriarchalisch. Schlicht die Augenhöhe fehlt. Jetzt gibt mir Mensch Gelegenheit, das laut und deutlich zu sagen, oder leise und eindringlich zu schreiben.
Wie mag es Mensch erst gehen, der sich mit seinem Körper nicht richtig anfreunden kann, weder Frau noch Mann ist, oder von beidem etwas? Während das Meieli eine sie ist, ist der Mensch nun was? Bei jedem Satz stolpert mensch (man, sollte mensch sich abgewöhnen, wie Mensch schreibt), weil nicht er und nicht sie und nicht es, sondern alle Menschen gemeint sind).
Es ist schwierig. «Es» wird nicht nur für das Neutrum verwendet, «es» wird für das Passiv, für das Unpersönliche und für Dichterisches verwendet. So jedenfalls lernte ich es noch in der Schule. Wer aber «es» in die Suchmaschine eingibt, erhält als erste Antwort «Horrorfilm von 2017».
Ich bleibe bei meinem Schulwissen und sage jetzt, es weihnachtet!
herzlichst
barbara esther
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