wahrer Luxus

Champagner? Man gönnt sich ja sonst nichts. Kaviar? Mag ich nicht. Karibik oder Kapverden? Qual der Wahl, irgendwo muss man die Ferien ja verbringen. Grösser, teurer, angesagter – ist definitiv nicht mein Verständnis von Luxus. Luxus ist nicht die Rolex am Arm, sondern ein überwältigendes Gefühl tief in der Brust. Ich habe es erlebt:

Ich schlage die Augen auf, ich hänge am Tropf, liege unter einer weissen Decke in einem sterilen Zimmer. Ich bekomme kaum Luft, meine Nase ist einbandagiert. Ich warte, schlafe, döse, warte. Die Zeit vergeht oder vergeht nicht. Ich weiss es nicht. Draussen ist es hell, dann ist es dunkel, dann wieder hell. Irgendeinmal öffnet sich die Tür. Es geht mir besser. Jemand steht am Bett, ersetzt den Tropf, misst Fieber, spricht von Frühstück. Später stehen eine Tasse Milchkaffee und ein Weggli vor mir. So ein kleines rundes, mit dem Spalt in der Mitte, wie bei zwei gebräunten Arschbäckchen. Aber das Weggli duftet, ist frisch und luftig. Ich esse ein Stückchen und noch eins. Ich atme mühsam zwischen den Bissen, aber Ich lebe wieder.

Noch heute, Jahre später, ist für mich dieses kleine bisschen Brot der Inbegriff von Luxus. Wenn ich mir etwas Gutes tun will, kaufe ich mir ein Weggli. Um mich an dieses überwältigende Gefühl tief in der Brust zu erinnern.

Übrigens war es keine Schönheitsoperation, auch wenn es um die Nase ging. Und Luxus ist nichts anderes als etwas nicht Alltägliches. Und je schwieriger die Umstände, desto wertvoller ist ein kleines Stückchen Luxus.

herzlichst
barbara esther

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