Kein Labubu

Fast bin ich diesem Hype erlegen, hätte ein Labubu gekauft. Diese kleinen Plüschmonster haben es ins Schweizer Fernsehen geschafft. Weltweit würden berühmte Frauen sie an ihre Taschen hängen. Ich liebe Plüschtiere auch, sammle sie seit Jahrzehnten. Kürzlich habe ich mir eine kleine schwarze Krähe gekauft und ein grösseres schwarzes Huhn. Dieses erinnert mich an das «giallina naira», das ich auf meinem Spaziergang in Scuol immer antreffe, und dessen schwarze Federn im Licht wunderbar türkisfarben schillern. Mein erstes Plüschtier, war eine kleine weisse Katze, die vom vielen herumtragen schmuddlig daherkam. Sie wurde mir zwangsentsorgt. Ich hatte sie dem Kind meines Exmannes zum Spielen überlassen. Dieser nahm sie versehentlich mit als er auszog. Ich nehme an, er hat sie weggeworfen. Ich denke mit Wehmut daran – an die Plüschkatze, nicht an den Exmann.

Was ich damit sagen will, an Plüschtieren hängen Geschichten und Emotionen. Welches Kind hatte kein Nuschi, wer hat sein Lieblingsviech nicht mitgenommen, als er von den Eltern wegzog oder sich später mal wieder so ein weiches Trösterli gekauft? Nun also Labubu. Sie sind künstlich verteuert, weil limitiert, man muss die Katze im Sack kaufen und bekommt eines von sechs verschiedenen farbig pelzigen Dingern mit Monsterfrätzchen, auslesen geht nicht. Der Clou, in einer von 72 Schachteln steckt ein siebtes, ein extrakuschliges Ding. Dieses siebte hätte mir gefallen, aber 53 Franken 90 ohne Garantie? So billig waren sie übrigens noch nie, der Preis variiert je nach Nachfrage. Es gibt Labubus, die werden für über 500 Franken gehandelt.

Ich habs also in den Warenkorb gelegt und bin in mich gegangen. Letzte Woche habe ich mit Freunden unterm Sternenhimmel gestanden und fotografiert. Es war kalt und mir war warm ums Herz. Den Menschen dort käme es nie in den Sinn, ein Labubu zu bestellen, ich zweifle daran, dass sie wissen, was das ist. Ich habe meins aus dem Warenkorb entfernt. Verkauft und gekauft werden Ersatzemotionen. Jetzt stellen Sie sich vor, wie das Ding an Ihrer Tasche baumelt und stumm ruft, seht her, ich bin da, Frauchen braucht eigentlich Liebe und nicht mich.

herzlichst
barbara esther

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