Ich kann das. Passwörter behalten. Zahlen, Buchstaben, Kombinationen. Verschiedene, versteht sich. Für jede Karte, für jeden Account und jedes Konto ein anderes. Ohne aufzuschreiben. Wird etwas geklaut oder gehackt, ist das Schadensbegrenzung. Datensicherheit nennt man das. Seit Jahren rufe ich eine Seite auf, gebe das Passwort ein und Sesam öffnet sich. Kürzlich wollte ich rasch eine Zahlung machen. Bank.ch, login und nichts passiert. Statt Automatismus Synapsengau in meinem Hirn. Rien ne vas plus. Black-out. Nach dem zweiten ungültigen Versuch höre ich auf. Beim dritten wird gesperrt, dann fängt die Verwaltungsmaschinerie an. Stattdessen wühle ich mich durch Schubladen und Papierstapel. Unwahrscheinlichen zwar, aber vielleicht habe ich dennoch irgendwann, irgendwo ein Passwort aufgeschrieben. Nach minutenlangem Blättern, fällt der Groschen, schliesst die Synapse: «blablabla tamtata», natürlich, das ist die Kombination für die Bank. Fünf Minuten später ist die Zahlung getätigt.
Ein paar Tage später, nach monatelangem Homeoffice, sitze ich an meinem Arbeitsplatz. Kurzer Selbsttest: E-Mailzugriff über Internet. E-Mail-Adresse eingeben, dann Kennwort und nichts passiert. Statt Automatismus Synapsengau in meinem Hirn. Rien ne vas plus. Black-out. Über Passwort vergessen, verlange ich ein neues. Zu Hause im Outlook erhalte ich den Zugriff und gebe ein neues Passwort ein. Nun funktioniert das Outlook nicht mehr. Bis ich in den Kontoeinstellungen des Outlook das Passwort ebenfalls ändere.
Was, wenn das wieder passiert? Angenommen ich verliere die Kreditkarte und vertippe ich mich im Dusel dreimal beim Code der Maestrokarte. Ich vergesse den Handycode um die Bank zu kontaktieren, und die Internetseite der Bank lässt sich wegen einer Computerpanne nicht öffnen. Es ist Freitagabend, ich habe noch nicht eingekauft und ein Nachcorona-Wochenende mit 1000 Möglichkeiten liegt vor mir. Und ich ohne Geld.
Ich kann das vielleicht doch nicht. Passwörter behalten. Ich schreibe sie nun auf. Ich verstecke sie an einem sicheren Ort. Ein Versteck behalten ist leichter als alle Passwörter.
herzlichst
barbara esther
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