Letze Woche ist es mir tatsächlich passiert. Ich wollte jemandem die Hand geben. Ein Kollege stellt mir seinen Freund vor. Spontan strecke ich die Rechte aus, um sie gleich darauf schuldbewusst zurückzuziehen und zu stammeln: «soll auch so gelten». Man hat sich daran gewöhnt, ans Nichtberühren, steht stattdessen unbeholfen da oder schubst sich mit dem Ellbogen. «Fühle dich umarmt», sag ich manchmal. Ich bin ja froh nicht mehr creti und pleti mit Luftküsschen umhüllen zu müssen und wildfremden Menschen die Hand zu geben. Ich bin da eher menschenscheu und seit dem homebeing und couchentertainment – gibt es dafür nicht auch deutsche Wörter? Klar doch – also, seit dem Daheimsein und der Sofaunterhaltung noch mehr. Neulich habe ich trotzdem eine alte Freundin besucht. Alt, im Sinn von wir kennen uns seit Jugendtagen. Seit damals, als wir unbeschwert kifften und gigelten und Hand in Hand durch die Gassen flanierten. Seitdem sind wir einander im Herzen verbunden, auch wenn wir einander nicht mehr allzu oft sehen. Als wir uns voneinander verabschieden, steht sie mit hängenden Armen neben mir, während ich das Auto aufschliesse. Dann sagt sie in die Dunkelheit des Frühfrühlingsabends: «Wenn die Zeit gekommen ist, und wir uns wieder umarmen dürfen, wird das eine lange Umarmung. Wir haben viel nachzuholen.» Ich steige ins Auto, berührt und etwas wehmütig, und hänge auf dem Heimweg meinen Gedanken nach. Wie lange habe ich meine liebsten Freundinnen nicht umarmt? Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich sie ganz fest drücken.
Übrigens, Apéros draussen sind erlaubt, Einladungen dazu sind auf der Seite Angebot zu haben.
herzlichst
barbara esther
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