Es ist Herbst geworden. Der Regen trommelt auf das Dach des Buses. Eine Handvoll Schüler steigt ein und setzt sich auf die Rückbank. Die Buben sind trotz der frühen Stunde aufgeweckt. Im Gegensatz zu mir. Ich lehne mich ins Polster und schaue den herabrinnenden Tropfen am Fenster zu.
Da ertönt eine helle überzeugte Stimme hinter mir: «Die Welt gehört mir.» Das ist eine Ansage an einem der ersten trüben Herbstmorgen auf dem Schulweg. Der Bub ist ein Fünftklässler aus der Nachbarschaft, geht seit kurzem in der Stadt zur Schule. Die Ansage wird diskutiert. Was ist die Welt? Nur die Erde? Oder nur der Boden? Die Erde hat doch mehr Wasser als Boden? Der Bub scheint bodenständig, Erde besitzen, scheint ihm sinnvoller als ein weites Meer voll Wasser. Ich muss aussteigen, werde nie erfahren, weshalb dem Bub die Welt gehört, und ob er sich mit dem Boden begnügt. Aber sein Optimismus hat mich beeindruckt. Ein Kind, für das die Welt noch in Ordnung ist.
Drei Stunden später, ich sitze im Büro, ruft mich eine Frau an. Sie ist 82 und versteht die Welt nicht mehr. Sie erwarte mehr Respekt gegenüber den Alten. All das Neumodische verstehe sie nicht. Sie möchte wieder ein Telefonbuch aus Papier. Und sie habe eine Busse zahlen müssen, weil sie ihren Hund nicht angeleint habe. Der Hund ist ihr letzter Gefährte. Sie findet es beschämend, ein Lebewesen anleinen zu müssen. Die Katze ist vor zwei Wochen gestorben. Sie wartet jetzt auf ihre Urne. Die Welt wird bald untergehen, sagt sie noch. Die Welt, die nicht mehr ihre ist.
Den Mutigen gehört die Welt, haben schon die alten Römer festgestellt. Und Joachim Fuchsberger wird das Zitat nachgesagt: «Altwerden ist nichts für Feiglinge».
herzlichst
barbara esther
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