ein Kleid für eine ältere Dame

Kürzlich in La-Chaux-de-Fonds sehe ich ein Kleid in der Auslage. So eines, dem man nicht widerstehen kann, so ein Mussichhabending. Gleich darauf stehe ich im Laden und suche das Kleid. Eine ältere Dame fragt, ob sie mir helfen kann. Klar, ich will dieses Kleid. Sie nimmt es aus dem Ständer, ich probiere es an, sie packt es ein. Während das Seidenpapier raschelt, sagt sie zu mir: «Dieses Kleid kann man gut auch dann tragen, wenn man schon älter ist.» Aha, denke ich, hätte sie auch gern so eines. Dann erst begreife ich, sie meint mich. Wie bitte? Habe ich mir schon einmal Gedanken darüber gemacht, ob ich für ein Kleid zu alt bin? Müsste ich? Jedenfalls seit diesem Tag denke ich bei jedem Kauf daran. Nicht um nun züchtiger und altersadäquater einzukaufen. Vielmehr mit einem Schmunzeln, je jugendlicher das neue Teil, desto breiter das Grinsen. Denn um etwas nicht anzuziehen, das mir gefällt, dafür bin ich definitiv zu alt.

Aber im Ernst, die älteren Leute sind ja immer die anderen. Deshalb passiert es den anderen ja auch, dass sie mich für älter halten. In der Parfümerie habe ich bereits mit gegen 30 Müsterchen für Faltencremes erhalten. Man muss ja schliesslich vorbeugen, dachte ich. Und wenn mir damals ein junger Mann den Sitzplatz im ÖV überliess, dachte ich, vielleicht findet er mich hübsch. Heute sind schon die jüngeren Leute müde, jedenfalls lassen sie die älteren stehen. Ob sie für die Hübscheren noch Platz machen?

herzlichst
barbara esther

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