Achterbahn

Unsere Nachbarskinder sind im Vergnügungspark. Sie fahren Achterbahn. Freiwillig juchzend, glucksend, das Herz hüpft, den Magen lüpfts. Ich fühle mich in Zeiten wie diesen auch auf einer Achterbahn, weder freiwillig noch juchzend, eher himmelhochjauchzend zu Tode betrübt. Und das ohne manisch-depressiv zu sein. Ich habe nur das Gefühl die Welt um mich herum dreht nicht mehr rund.Ich verbringe ein paar Tage im Alpental, lache mit Gleichgesinnten, greife nach den Sternen, fühle mich frei und ungebunden.…

WeiterlesenAchterbahn

Hamsterrad

Die Arbeitswelt ist aus den Fugen geraten. An den Flughäfen fehlen Buschauffeure, Büros sind verwaist. Einsame werden im Homeoffice noch einsamer und im Büro erst recht, da dort keiner mehr ist. Berufe, für die bis vor Kurzem niemand Verwendung hatte, schiessen ins Kraut. Kennen Sie eine Abfalldesignerin, einen Aquaponik-Fischfarmer, eine Roboterberaterin oder einen Personalentwickler?Gerade letzteren verdanken wir kreative Veränderungen am Arbeitsplatz. So stellen Arbeitgeber ihren Mitarbeitenden ein Laufband zur Verfügung. Um es unter den Schreibtisch…

WeiterlesenHamsterrad

grenzenlos

«Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein». Wer kennt es nicht, das Lied von Reinhard Mey aus dem Jahr 1974. Die Realität aber ist eine andere. Begrenzter Raum im Flugzeug, Blick auf die Wolken nur durch ein kleines Oval. Kein Rauskommen, kein sich in die Wolken fallen lassen. Kein Tanz im fluffigen, weichen Weiss. Kein schwereloses in den Himmel Träumen. Klaustrophobie statt Freiheit. Die Realität setzt Grenzen. Über und unter den Wolken. Staatsgrenzen,…

Weiterlesengrenzenlos

Insel der Sonnenuntergänge

Nein, ich schreibe jetzt keinen Kitschroman. Wobei manchmal darf ein bisschen Kitsch schon sein. Wenn denn Natur Kitsch ist. Ich war kürzlich auf der Partyinsel. Das ist ein Vorurteil, und Vorurteile lohnen sich insofern, als sie uns Türen öffnen, durch welche frau nie hatte gehen wollen.  So habe ich die Vororte und Partyplakate aufs Schnellste hinter mir gelassen und im Hafen das Schiff bestiegen. Ohne Zögern haben wir die Leinen gelöst, und sind durchs Blaue…

WeiterlesenInsel der Sonnenuntergänge

Kind der Sterne

Welch schöner Titel für ein schönes Buch. Kind der Sterne, oder wo die Zeit geboren wurde. Die Sonne gibt uns Tag und Nacht vor, der Mond die Gezeiten, die Umlaufbahn der Erde die Jahreszeiten. Einmal rundherum ergibt ein Jahr. Von Vollmond zu Vollmond vergeht ein Monat. Von Sonnenaufgang zu Sonnenuntergang und wieder zu Sonnenaufgang sind es 24 Stunden. Die alten Ägypter haben die Zeit mit der Sonnenuhr gemessen, die 24 Stunden Einteilung geht auf die…

WeiterlesenKind der Sterne

der Spiegel

«Haben Sie eine gute Beziehung zum Spiegel?» Die Frage kehrt jede Woche in einer Interviewrubrik der NZZ am Sonntag wieder. Eigentlich lautet sie: «Haben Sie eine gute Beziehung zu sich?» Der Spiegel kann ja nichts dafür, wie ich aussehe, er wirft mir mein Bild zurück, ob es ihm gefällt oder nicht. Ich entscheide über Lächeln oder Grimasse. Psychoanalyse beim Zähneputzen.Spiegel haben etwas Magisches. Wer sich darin erkennt, ist intelligent. Primaten und Delfine können das. Auch…

Weiterlesender Spiegel

Mädchen unterwegs

Zwei tragen ein rosa Mäntelchen, die dritte ein blaues. Die beiden in rosa müssen Schwestern sein, die eine etwa vier, die andere sieben, die Begleiterin im selben Alter wie die Grosse. Die drei sind auf dem Heimweg, es ist früher Abend. Die Strasse führt über Treppen bergauf. Die Kleine quengelt. Auf diesem steilen Weg quengeln Kinder gerne, besonders am Abend, wenn auch die Eltern müde sind, aber sie vielleicht trotzdem tragen. Die drei Mädchen sind…

WeiterlesenMädchen unterwegs

Leselast

Ich lese, seit ich mich erinnern kann. Lesen ist wie essen für mich. Ich bin übergewichtig, Buchstabenübergewichtig. Ich kann an keinem Buchladen, an keinem Bücherantiquariat vorbeigehen, und keinen Bücheronlineshop anklicken, ohne zu shoppen. Ich stopfe Krimis und Thriller in mich hinein, bin süchtig nach Romanzen und Historienromanen und geniesse die vollendete Sprache von richtig guter Literatur.Was aber mache ich mit schlechter Literatur, verderbe ich mir damit Herz, Hirn und Seele, kötzle ich die unverdaulichen Sprachhaufen…

WeiterlesenLeselast

Lippenstift, aber bitte rosa

Rote Lippen soll man küssen, das ist ein alter Schlager, aber letztlich geht es immer noch darum. Frau malt Lippen rot, Mann beisst an. Vor allem in Krisenzeiten soll Frau zum roten Lippenstift greifen, damit sie ihre Zukunft sichern, d.h. sich einen reichen Mann angeln kann. Das nennt man dann Lippenstift-Effekt.Lippenstift-Effekt ist aber auch - und diese Erklärung gefällt mir besser - dass Frau sich in Krisenzeiten ein bisschen Luxus gönnt. Und weil sie sich…

WeiterlesenLippenstift, aber bitte rosa

nicht für nichts

Ich habe eine Spaghettigabel mit Kurbel gekauft. Mensch muss sich das vorstellen. Statt die Gabel zu drehen, um die Spaghetti aufzuwickeln, drehe ich oben am Stiel der Gabel an der Kurbel und die Gabel dreht sich von selbst. Faszinierend, wollte ich haben. Benutzt habe ich sie bis heute nicht. Dafür bin ich fasziniert, was für Blödsinn der Mensch sich andrehen lässt. Eigentlich ist die Kurbelgabel viel komplizierter als die simple Gabel. Statt, dass ich mit…

Weiterlesennicht für nichts

«Es» macht ratlos

Ich habe es gekauft. Das Buch, das mindestens drei Preise gewonnen hat, und das von einem Menschen geschrieben wurde. Nicht von einer Frau und nicht von einem Mann. Unsere Sprache kennt die Personalpronomen sie, er, es. Kim de l'Horizon, der Mensch, der dieses Buch geschrieben hat und weder Mann noch Frau ist, ist aber auch kein es. Das sagt Mensch ausdrücklich auf Seite 17, rechts unten in Blutbuch. Wäre Mensch ein es, wäre er ein…

Weiterlesen«Es» macht ratlos

ganz bei Ihnen

«Da bin ich ganz bei Ihnen», sagt der Kunde am Telefon. Instinktiv halte ich den Telefonhörer ein wenig von mir weg. Um Himmelswillen, er kann meine Meinung teilen, mit mir einig sein, mir Recht geben. Aber alles, was Recht ist, ganz bei mir will ich den fremden Mann nicht haben.Ich habe die Redewendung dieses Jahr erstmals gehört, immer im beruflichen Umfeld. Wenn mich eine Freundin trösten will, wenn ich weine, wenn sie bei mir sein…

Weiterlesenganz bei Ihnen